Donnerstag, 31. Oktober 2019

Genossenschaften: Die krisensichere Wohngemeinschaft

Wie bleibt Wohnen bezahlbar? Margit Piatyszek-Lössl sieht Wohnungsgenossenschaften als einzige Option, abgesichert und günstig zu wohnen.
Bezahlbares, sicheres und gutes Wohnen ist der Grundgedanke der Baugenossenschaftsbewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin entstand. Damals wie heute hatte Berlin eine hohe Anziehungskraft. Die Stadt entwickelte sich zum Handels- und Industriezentrum. Bau und Vermietung von Wohnraum war privaten Investoren und spekulativer Rendite überlassen. Im Jahr 1920 wuchs die Einwohnerzahl auf fast 4 Millionen – nach New York und London war Berlin die drittgrößte Metropole der Welt und die am dichtesten besiedelte „Mietskasernenstadt“. 

Als Gegenmodell und Alternative entstanden in dieser Zeit viele Genossenschaften aus unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen - von Arbeitern über Handwerker bis zu Beamten. Und beim Wohnen ging es erstmals nicht nur um Rendite, sondern um helle, freundliche Wohnungen mit einem Fleckchen Grün, demokratischer Teilhabe, Dauerwohnrecht, innovative Architektur sowie Sozial- und Kultureinrichtungen.
Durch das genossenschaftliche Identitätsprinzip, das erstmals die bis dahin getrennten Marktpositionen von Kunde und Eigentümer vereinte, gelang die Synthese von Vermieter und Mieter. Bis heute bedeutet dies einen „Dritten Weg“ zwischen dem Wohnen zur Miete und dem im Eigentum, zugleich als Nutzer sowie als Miteigentümer am Unternehmen.

In Genossenschaften gelingt die Synthese von Mietern und Eigentümern.

Dieser Blick in die Geschichte ist unverzichtbar, um auch heute für bezahlbares Wohnen in Berlin zu sorgen. Als Genossenschaften müssen wir keine neuen Visionen zu dem Thema Wohnen entwickeln. Die Unternehmensform Genossenschaft ist die Vision. Eine Vision, die seit über 130 Jahren nicht nur in dieser Stadt funktioniert. Es gibt in Berlin rund 200 000 Genossenschaftswohnungen, bundesweit sind es über 2 Millionen. 
Die meisten Genossenschaften haben zwei Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen, unterschiedliche politische Systeme und die Finanzkrise überstanden. Unser Modell ist krisensicher und zukunftstauglich. Auch wenn die heutige Generation andere Bedürfnisse hat: Die heutige Bewohnerschaft ist heterogener, multikultureller und mobiler und die klassische Kleinfamilie nicht mehr das Mehrheitsmodell. 
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