Dienstag, 30. März 2021

Genossenschaft Edeka darf nicht alle Real-Standorte retten

„Edeka darf bis zu 51 Standorte des Lebensmitteleinzelhändlers Real übernehmen“, erklärt Genossenschaftsberater und Genossenschaftsgründer Olaf Haubold. Eigentlich wollte die bekannte Genossenschaft 72 Standorte zu Edeka-Filialen umbauen. Das Kartellamt befürchtet aber eine zu große Marktmacht. Auch von den 51 dürfen nur 45 ohne Auflagen betrieben werden. Bei sechs weiteren Standorten müssen Teilflächen für mindestens zehn Jahre an andere Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels abgegeben werden - oder Edeka verpflichte sich, dafür andere Filialen zu schließen, heißt es in einer Mitteilung. „Insgesamt ist die Zukunft von rund 100 Real-Standorten bislang noch ungeklärt“, so Genossenschaftsberater Olaf Haubold.

Donnerstag, 25. März 2021

IW meldet 5.000 Zombieunternehmen, auch Genossenschaften dabei?

In den letzten Tagen gingen verstörende Meldungen von Zombieunternehmen durch die Presse. Zombies kennt man als Untote bisher nur aus Horrorfilmen, wer immer sich so etwas anguckt. Jetzt kam die Meldung vom renommierten Institut der deutschen Wirtschaft IW: 14. März 2021, 19:05 Uhr – Zombie-Alarm: Die Hilfen der Bundesregierung halten 5000 Firmen am Leben, die eigentlich schon pleite seien, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
„Tausende Firmenpleiten und "Zombieunternehmen" Viele Unternehmen hätten der Krise trotz der Insolvenzaussetzung und der Staatshilfen nicht standhalten können: 2020 gingen laut IW etwa 16.300 Unternehmen pleite. Dazu kämen weitere 5000 "Zombieunternehmen": Das sind Firmen, die durch Hilfen künstlich am Leben gehalten werden, für die es aber kaum eine Perspektive gibt. Die Bundesregierung hatte wegen der Corona-Pandemie die Pflicht zur Anmeldung von Firmenpleiten ausgesetzt und diese Frist zuletzt noch einmal bis Ende April verschoben.“

16.300 Unternehmen bankrott, dazu noch weitere 5.000 Unternehmen, die ihre Pleite verschoben haben, weil sie sie nicht anmelden müssen? Deren Mitarbeiter beziehen noch Kurzarbeitergeld, obwohl sie eigentlich schon stempeln gehen müssen? Sicher nur die Spitze des Eisberges. Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass viele Gastronomen, Hoteliers und kleinere Händler nicht mehr aufmachen werden, wenn sie wieder können. In den Lagern hängt die unverkaufte Winterware, für die Frühlings- und Sommerware fehlt das Geld.

Ich möchte hier keine Statements über die Sinnhaftigkeit der staatlich verordneten Maßnahmen abgeben. Dazu kann sich jeder frei und alternativ in den Medien informieren, seine Meinung bilden und seine Entscheidungen fällen. Wie immer geht es mir um einen Vergleich zum Genossenschaftswesen und zur Rechtsform der Genossenschaft mit ihren Wirkprinzipien: Selbstverwaltung, Selbstbestimmung und Selbstkontrolle in der genossenschaftlichen Organisation.

Wir haben heute ca. 8.300 Genossenschaften. Besonders in Krisenjahren nimmt die Anzahl der Neugründungen und der Bestand zu. Genossenschaften sind „Kinder der Not“. Bisher liegen mir keine genauen Zahlen über den Anteil an den Firmeninsolvenzen bei Genossenschaften vor, aus den Statistiken der Prüfungsverbände geht hervor, dass keine krisenbedingten Insolvenzen verzeichnet werden.  

Laut Statistischem Bundesamt hatten wir Ende 2019 758.374 Kapital-gesellschaften (GmbH und AG). Davon gingen lt. IW insgesamt mit Zombies im Jahr 2020 21.300 Pleite. Wie die Statistik des Bundesamtes im Jahr 2023, rückblickend auf die Jahre 2020/2021 aussehen wird, kann ich mir wie folgt vorstellen:
Am 1. Januar 1929 gab es 57.932 Kapitalgesellschaften (außer eG). Vier Krisenjahre später, am 31. Dezember 1932, lag diese Zahl bei 51.798. Die Abnahme betrug also 6.134 Kapitalgesellschaften. Das entspricht einer Quote von 10,6% gegenüber 1928/29.
Legen wir die gleiche Quote in der jetzigen Krise an, werden wir 2020/2021 und ggf. auch noch 2022 etwa 80.390 Pleiten von Kapitalgesellschaften, außer Genossenschaften sehen.

Meine Meinung – wenn Kapitalgesellschaft – dann Genossenschaft! Diese Rechtsform schützt auch vor feindlichen Übernahmen. Die nächste interessante Frage wäre, wie viele deutsche Kapitalgesellschaften gehören noch mehrheitlich deutschen Gesellschaftern?

Fügen wir zum Abschluss noch eine aktuelle Statistik des IW ein, wir nähern uns dem Stand vom II. Quartal 2020 wieder an: