Tausende
Menschen haben am Samstag (11.09.2021) in Berlin für eine andere Wohnungs- und
Mietenpolitik demonstriert. Mehr als 7.000 Menschen gingen nach Schätzung der
Polizei gegen "Mietenwahnsinn" auf die Straße, berichtet die
Nachrichtenagentur EPD. Aufgerufen hatte ein Aktionsbündnis, das einen
Kurswechsel der Politik für bezahlbares Wohnen forderte. Auf Transparenten
wurde unter anderem ein bundesweiter Mietendeckel gefordert.
Mit
eigenem Wagen und Kostümen beteiligte sich außerdem die Berliner Initiative
"Deutsche Wohnen Co. enteignen" an der Demonstration. Am 26.
September sind die Berlinerinnen und Berliner nicht nur zu den Wahlen zum
Bundestag und Abgeordnetenhaus aufgerufen. Sie können auch über den
Volksentscheid der Enteignungsinitiative abstimmen. Sie fordert die
Vergesellschaftung großer privater Wohnungsgesellschaften.
Wie ist es
zu dem das Problem gekommen? Noch vor 15 Jahren standen eine Vielzahl von
Wohnungen, insbesondere in Mitteldeutschland, leer. Der Staat förderte den
Abriss aus Steuermitteln und fuhr den sozialen Wohnungsbau drastisch zurück.
Beide Maßnahmen waren für den Moment richtig, jedoch aufgrund ihrer
Langzeitwirkung suboptimal. Als Politiker ist es immer fatal, wenn man nur in Wahlperioden
denkt und die Langzeitwirkungen außer Acht lässt. Inzwischen sind die
Leerstände abgerissen, die Flächen sind für teuren Neubau frei geworden und die
Zahl der geförderten Wohnungen im sozialen Wohnungsbau sinkt genauso sicher,
wie die Zahl der Anspruchsberechtigten steigt. Aktuell fallen heute jeden Tag
mehr aus der Mietpreisbindung im sozialen Wohnungsbau heraus, als neue sozial
geförderte Wohnungen entstehen! Heute frisst die Miete plus Nebenkosten oft
mehr als 60% des Haushaltsbudgets der Familien in Großstädten weg.
Das ist
mit einer radikalen Änderung im Sozialwohnungsbau machbar, jedoch arbeiten
Lobbygruppen gegen Gesetzesinitiativen und bis der große Dampfer einen neuen
Kurs eingeschlagen hat, vergehen Jahre, die viele Menschen nicht mehr haben.
Wie immer
liegt die Lösung immer mehr im genossenschaftlichen Wohnungsbau. Eine
staatliche Förderung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus ist von Vorteil,
jedoch kann hier sofort in Eigeneinitiative auf der Grundlage bestehender
Gesetze und Förderungen, z. B die Genossenschaftsanteilsförderung durch die KfW
für Wohnungsgenossenschaften und die sinnvolle Nutzung bestehender
Bausparverträge, begonnen werden. Das hat für die Menschen so viele Vorteile
aus den genossenschaftlichen Prinzipien, dass der Artikel unverhältnismäßig
lang werden würde, sie alle aufzuzählen. Die Nutzungsentgelte / Mieten, die für
den wirtschaftlichen Betrieb von Wohnungsgenossenschaften heute aufgewendet
werden müssen, betragen in den Großstädten oft nur 20 – 25 % der üblichen
Mieten im freien Wohnungsmarkt.
Wer sich darüber
weiter informieren möchte, den verweise ich auf mein Essay von 2019: „Verraten
die Wohnungsgenossenschaften die genossenschaftliche Idee?“. Einen kostenlosen
Download gibt es hier: http://www.cc-eg.de/Presse-Veroeffentlichungen/