Mittwoch, 23. Dezember 2020

Gedanken zu Weihnachten und zum Jahreswechsel 2020 / 2021

Liebe Freunde des Genossenschaftsgedankens,

liebe Geschäftspartner und Freunde,

 

auch in diesem Jahr möchten wir uns, mein Team von Genossenschaftsberatern, die Cooperative Consulting eG und ich, wieder für das große Vertrauen bedanken, das Sie in unsere Kompetenz in der Unternehmensberatung von Genossenschaften gesetzt haben. Wir haben gemeinsam in über 20 Jahren inzwischen über 180 Genossenschaften in der Gründung und in der Entfaltung ihres Geschäftsbetriebes begleiten dürfen.  

 

Als ich den letzten Weihnachtsbrief im Dezember 2019 schrieb, hatte ich nicht im Entfernten vermutet, welche Herausforderungen das neue Jahr für uns bereit halten wird. Viele Menschen hatten und haben immer noch unter den verordneten Einschränkungen ihre Geschäftstätigkeit, ihres gesellschaftlichen und ihres persönlichen Lebens zu leiden.

 

Ich will mir nicht anmaßen zu beurteilen, wo die Wahrheit liegt und welcher der Wissenschaftler Recht hat. Ich sehe unsere Aufgabe darin, den Menschen mit der Gründung und der Führung Ihrer Genossenschaft die notwendige Autarkie zu verschaffen, um selbstbestimmt und selbstverwaltend in einer genossenschaftlichen Organisation zu leben, zu arbeiten und den Unbilden im Außen zu trotzen.  

 

Lassen Sie mich mit Bertolt Brecht – Geschichten von Herrn Keuner – beginnen. (Erstveröffentlichungen von "Keunergeschichten" in: Versuche, Heft 1. Berlin 1930)

 

Maßnahmen gegen die Gewalt

Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt. "Was sagtest du?" fragte ihn die Gewalt. "Ich sprach mich für die Gewalt aus", antwortete Herr Keuner. Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: "Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt." Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:

In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, dass ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe. Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: "Wirst du mir dienen?"

Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete:  "Nein."

 

Was lernen wir daraus? Wir sollten immer öfter Nein sagen und nicht sieben Jahre warten, über sieben Brücken gehen, sieben dunkle Jahre überstehen, siebenmal die Asche sein und hoffen, dann einmal der helle Schein zu sein, wie die Puhdys und Peter Maffay sangen.

 

Ich erlebe das in den Gründungsgesprächen immer wieder, wenn wir über die Förderung der Mitglieder sprechen: „Mein Steuerberater versteht das nicht! Wo steht das geschrieben? Wer hat gesagt, dass ich das und das darf?“ Wir sind schon darauf konditioniert, dass uns alles vorgeschrieben wird, dass wir das selbständige Handeln aufgegeben haben.

 

Wir lösen unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme nicht, wenn wir auf das Handeln der anderen warten. Uns hilft niemand, kein Putin, kein Trump, schon gar kein Biden oder ein Kaiser von Deutschland, unsere Probleme zu lösen! Entdecken Sie Ihre persönliche Stärke in dieser Krise. Sie können selbst viel mehr bewirken, als darauf zu warten, was andere Ihnen sagen, was Sie tun sollen.   

 

Auch ich kann Ihnen mit meinen genossenschaftlichen Beratungen keine Probleme lösen, das können Sie nur selbst! Sicher stehe ich zu meinem Leitspruch: „Für jedes Problem gibt es eine genossenschaftliche Lösung!“ weiter uneingeschränkt. Die Lösungen für Ihre Genossenschaft finden Sie selbst. Mit Ihren großen und kleinen Genossenschaften habe Sie die Möglichkeiten und die Werkzeuge, Ihr persönlichen Leben und Ihr wirtschaftliches Handeln selbstbewusst und selbstbestimmt zu gestalten. Trauen Sie sich, die Dinge selbst zu entscheiden und zu tun! Jedes Mitglied einer Genossenschaft ist auch Unternehmer, also unternehmen Sie! Binden Sie jedes Mitglied Ihrer Genossenschaft in die Lösung der Probleme mit ein. Sie schaffen damit viel positive Energie und finden das Glück.    

 

Noch ein paar Sätze zu unserer gemeinsamen genossenschaftlichen Organisation, zu der auch ein genossenschaftlicher Prüfungsverband gehört. Wir haben gemeinsam versucht, unseren Prüfungsverband DEGP in Dessau stark zu machen, damit er unsere Interessen gut vertreten kann. Leider hat der Vorstand dort die Zeichen der Zeit nicht erkannt und nicht die richtigen Entscheidungen getroffen. Auf meine Initiative hin haben wir uns entschieden, einen neuen Prüfungsverband zu gründen. Diesen Verband konnten wir mit befreundeten Geschäftspartnern so aufstellen, dass er unsere Vorstellungen zur Vertretung und zur Zusammenarbeit optimal umsetzen kann. Die Gründungsversammlung war am 25.11.2020. Wir erwarten in Kürze unsere Zulassung als Prüfungsverband. Danach bekomme Sie alle Ihre Einladung, dort beizutreten und wir schlagen Ihnen ein Prozedere zum Austritt aus dem alten Verband vor. Das wird eine Empfehlung sein, entscheiden müssen Sie das selbstbewusst allein.

 

Mit unserem „eigenen“ Prüfungsverband ist unsere genossenschaftliche Selbstorganisation fast abgeschlossen. Wir bilden jetzt nahezu alle Lebensbereiche in miteinander kooperierenden Genossenschaften ab. Das gemeinsame Miteinander wird uns weiter stärken, alle bringen ihre positiven Ideen und Ihre Kreativität mit ein. In der Gemeinschaft werden wir immer stärker, unsere inzwischen 180 Genossenschaften umfassen inzwischen mehr als 5.000 Menschen. Das sind wenige, aber wir werden jeden Tag mehr. Unsere Energiegenossenschaft wird uns den notwendigen Schub für ein exponentielles Wachstum unserer Kooperationen verleihen, seien Sie gespannt. Ein paar Bausteine fehlen noch, eine eigene Betriebskrankenkasse und eine eigene Genossenschaftsbank, vielleicht mit einer alternative Verrechnungswährung.

 

Sicher werde ich zum nächsten Weihnachtsbrief mehr dazu schreiben können. Bis dahin freuen Sie sich auf die nächste Zukunftskonferenz 2021. Der genaue Termin steht aus bekannten Gründen noch nicht fest, wir sind inzwischen so viele, dass wir derzeit nirgendwo unterkommen.

 

Wir wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familie und ein

gesundes Neues Jahr 2021, was immer es uns bringt, wir werden die Herausforderungen meistern! 

     

 

Lieben Gruß aus Thüringen

 

 

Ihr

Olaf Haubold

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