Montag, 28. Dezember 2020

Schüler betreiben eine eigene Genossenschaft

Bewirtung bei Veranstaltungen oder Verkauf von T-Shirts: Schülerfirmen in der Stadt Heilbronn und im Landkreis vermarkten viele kreative Ideen, und zahlreiche Kinder oder Jugendliche bringe sich in diesen Organisationen ein.

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) geht für die schuleigene Firma aber noch einen Schritt weiter: Für den jahrgangsübergreifenden Weinbau gibt es eine eigene Schülergenossenschaft, Alberts Weinstöckle. Es ist in dieser Form die einzige in der Region, heißt es beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband, der solche Kleinstunternehmen betreut. 

 

Schülerin ist Vorsitzende des Aufsichtsrats

Es läuft am Neckarsulmer Gymnasium wie bei den großen Genossenschaften auch: Eine Bilanz wird erstellt und geprüft, und die Zahlen werden den Mitgliedern bei einer Versammlung präsentiert. Diesen Dienstag ist es für Alberts Weinstöckle das erste Mal soweit - virtuell entscheiden 50 Mitglieder über das Rumpfgeschäftsjahr 2019. Vorstand und Aufsichtsrat berichten über die ersten Monate, außerdem stehen Wahlen in die Gremien an.

Nur Elin Yilmaz ist Aufsichtsratsvorsitzende, und die Schülerin will dem Gremium wie selbstverständlich weiterhin angehören. "Es interessiert mich sehr", begründet sie ihre Entscheidung. Die Bedeutung des Amts ist für sie kein Hindernissgrund. "Man hat schon Verantwortung." Es ist aber mehr als nur Arbeit: Weil die Schule mit dem Projekt den Würth-Bildungspreis bekommen hat, konnte sie sogar von einem Wirtschaftsprüfer eine großen Agentur unterstützt werden. "Das war schon eine Ehre", erzählt Nur Elin Yilmaz. 

 

Viele Klassenstufen bringen sich bei Weinbau-Projekt ein

Weinbau am ASG ist eine jahrgangsübergreifende Aktion. Die Siebener helfen bei der Lese in der Steillage mit, die Älteren bringen sich in der Verwaltung der Genossenschaft ein oder entwerfen Etiketten in Kunst. Das Weinbau-Wirtschaftsprojekt kommt bei den Gymnasiasten an, gerade weil es nicht nur irgendwelche Zahlen irgendwelcher Firmen sind, mit denen sich alle beschäftigen. "Es ist schön, weil wir einen Bezug zum Produkt haben", sagt Marlon Vogt.

Die Genossenschaft geht auf eine Idee von Schulleiter Marco Haaf und Gemeinschaftskundelehrer Clemens Allmendinger zurück. Sie entschieden sich gerade für diese Rechtsform, weil sie auf einem basisdemokratischen Prinzip beruht, sagt Clemens Allmendinger: Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von der Anzahl der gezeichneten Anteile. Die interessierten Kinder, die an einer Arbeitsgemeinschaft teilnehmen, können gerade deshalb auch so viel mehr erleben, als der normale Unterricht ihnen bietet. Die Achtklässler lernten so eine Rolle kennen, die im Unterricht keine Rolle spiele: der Unternehmer. Vertieft befassen sich Gymnasiasten damit erst im Leistungskurs, erzählt der Clemens Allmendinger. 

 

Viele Neckarsulmer kaufen den Wein

Die Jugendlichen kommen mit dieser verantwortungsvollen Rolle zurecht. Weil wegen Corona kein Weihnachtskonzert stattfindet und deshalb das Ereignis wegbricht, bei dem viele Flaschen verkauft werden, suchten sie neue Absatzmöglichkeiten, erzählt Clemens Allmendinger. Die Gymnasiasten entwickelten Rabattaktionen, verkauften Wein an Lehrer. Auch der schuleigene Kochverein nahm einige Flaschen ab. Auch sonst ist der Rückhalt aus Neckarsulm sehr groß: Verkauft werden die Flaschen auch im örtlichen Weltladen, der mal wieder innerhalb kurzer Zeit Nachschub brauchte, berichtet Clemens Allmendinger.


Normale Schülerfirmen leisten guten Arbeit, lobt Dietmar Blaß, der beim Genossenschaftsverband die Schülergenossenschaften betreut. Der große Unterschied zu den Genossenschaften sei: "Diese sind auf Dauer ausgelegt", sagt er. "Sie simulieren viel besser ein Unternehmen im Lebenszyklus." Und die Genossenschaften könnten wachsen, die Jugendlichen daher Erfolge und Niederlagen miterleben. Die Schüler gehen mit ihren Projekte sehr verantwortungsvoll um, davon ist Dietmar Blaß überzeugt. "Sie nehmen es sehr ernst."

In Neckarsulm läuft das Geschäft gut. "Super" sehe es in der Vorweihnachtszeit aus, sagt Clemens Allmendinger. Beim stationären Handel soll es aus sicht der Genossenschaft nicht bleiben. Über einen Online-Verkauf denken die ASGler mittlerweile nach. "Wir wollen die Produktpalette vergrößern." 

 

Das sind die Zahlen der ersten Monate des Geschäftsjahrs 2019

Alberts Weinstöckle hat sich im Juni 2019 gegründet. Die Mitglieder entscheiden am Dienstag also in der virtuellen Versammlung über ein Rumpfgeschäftsjahr, das positiv verlief: Wein- und Seccoflaschen wurden für fast 4600 Euro verkauft, unterm Strich bleibt der Genossenschaft ein Gewinn in Höhe von etwas über 1200 Euro.   Quelle: www.stimme.de_von Simon Gajer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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