In diesem
Jahr gedenken wir dem 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (gelebt
vom 30.03.1818 – 11.03.1888). „Ihm ging es vornehmlich um die ländlichen Gebiete in seinem Umfeld - in seiner
rheinischen Gebirgsgegend, dem Westerwald“, ergänzt der Genossenschaftsexperte
und Vorstand der Cooperative Consulting eG, Olaf Haubold.
Raiffeisen
erkannte schon 1854 als dortiger Bürgermeister:
„Auch in
unserem Amtsbezirk befinden sich unter der armen, ausgesogenen Bevölkerung
Giftpflanzen, Wucherer, welche sich ein Geschäft daraus machen, die Not
ihrer
Mitmenschen in herzlosester Weise auszunützen. Wie das gierige Raubtier auf das
gehetzte und abgemattete Wild, so stürzen sich die gewissenlosen und
habgierigen Blutsauger auf die hilfsbedürftigen und ihnen gegenüber wehrlosen
Landleute, deren Unerfahrenheit und Not ausbeutend, um sich allmählich in den
Besitz ihres ganzen Vermögens zu setzen. Eine Familie nach der anderen wird
zugrunde gerichtet.“
Genossenschaftsberater
und Genossenschaftsgründer Olaf Haubold, Vorstand der Cooperative Consulting eG:
„Als Initiative gegen den „Geldwucher“ gründete er 1854 den ersten
Darlehnsverein – der Anfang für die heutigen Volks- und Raiffeisenbanken war
gemacht.“
Heute
können viele Menschen ihre Mieten nicht mehr aus ihrem Einkommen bezahlen. Oft
erreichen die Mietbelastungen 50 Prozent und mehr des monatlichen Einkommens.
Aus den Medien erreichen uns Meldungen über Hausbesetzungen und Demonstrationen
empörter Bürger. Was passiert da gerade? Nimmt das schon Züge des Mietwuchers an
und brauchen wir heute - im 200. Geburtsjahr von Raiffeisen - wieder eine
genossenschaftliche Initiative?
„Ich meine
ja, zumal die ca. 2.100 Wohnungsgenossenschaften in Deutschland mit ihren ca.
2.9 Mio. Mitgliedern auch von Ihrer ursprünglichen Aufgabe – formuliert im
ersten
Paragrafen des Genossenschaftsgesetzes – der Förderung ihrer Mitglieder
abweichen. Deren Aufgabe soll es nicht nur sein, ihren Mitgliedern sozial
verträglichen Wohnraum zur Nutzung anzubieten“, so Genossenschaftsberater Olaf
Haubold.
Verwaltet
werden in Deutschland heute ca. 2.2 Mio. Genossenschaftswohnungen,
das sind
nur ca. zehn Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes und sichert nur ca. fünf
Mio. Menschen das Grundrecht zu wohnen. Die Aufgabe der
Wohnungsgenossenschaften sei es auch, ihre Mitglieder zu fördern, d.h. die zu
viel entrichteten Beträge und somit die erwirtschafteten Überschüsse an ihre
Mitglieder steuerfrei als genossenschaftliche Rückvergütung auszuschütten!
Haubold: „Im
Ergebnis sollten die Nutzungsentgelte langfristig sinken und sich nicht – in
Anpassung an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung – noch oben bewegen!
Die Mitglieder einer Genossenschaft sind nach dem Identitätsprinzip Unternehmer
und Kunden ihrer Genossenschaft zugleich und entfalten gemeinsam eine
Mitgliedergeschäftsbetrieb!“
Unter
dieser Prämisse müssten nur immer mehr Menschen ihre Wohnungen von ihren
teilweise noch kommunalen und privaten Eigentümern kaufen, diese in
genossenschaftliches Eigentum überführen und gemeinsam verwalten! Diese
Initiative sollte staatlich durch Bürgschaften und zinsgünstige Kredite für die
neuen Genossenschaften staatlich gefördert werden! Das sei eine Förderung, die
die Menschen erreicht!
Eine
Förderung zur Errichtung von „Sozialwohnungen“ unterstütze dagegen wieder nur
die Bauträger und Grundstücksspekulanten! Das Wohnen in einer Sozialwohnung
wird dann schon als gesellschaftlicher Makel an sich empfunden. Eine
Konzentration auf die Mietpreisbremse gehe zudem völlig in die falsche Richtung
und könne unter privatwirtschaftlichen gewinnorientierten Gesichtspunkten nicht
durchgesetzt werden.
„Nur das
genossenschaftliche Eigentum und die gemeinschaftliche Selbstverwaltung in
freier Selbstbestimmung bringt hier die Lösung! Das Volk aus Souverän des
Staates ist aufgerufen, die genossenschaftliche Idee als Lösung des Mietwuchers
im 200sten Geburtsjahr von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu fördern! So kann
eine genossenschaftliche Initiative den Mietwucher beenden“, fasst Genossenschaftsgründer
und Genossenschaftsberater Olaf Haubold zusammen.
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