Donnerstag, 14. Januar 2021

Das neue Jahr beginnt mit einem verschärften Lockdown

Zu Beginn des Neuen Jahres wünsche ich allen Lesern meines Blogs ein gesundes und besseres Neues Jahr 2021.

 

Leider begann das neue Jahr wie das alte Jahr endete, mit einem verschärften und verlängerten Herunterfahren des Einzelhandels, der Gastronomie, der Kunst, Museen, der Bildung, Kinderbetreuung und vieler anderer Dinge, die den Menschen neben der täglichen Arbeit Entspannung und Ausgleich geboten haben. Mache sprechen zwar vom Heraustreten aus der Tretmühle, entspannt zuhause bleiben und spazieren gehen, die Zeit zu nutzen, Dinge zu tun, für die man lange keine Zeit hatte. Nun ja, die Keller und die Grundstücke wurden sicher schon zum ersten Lockdown aufgeräumt. Diese Propheten sollten das mal mit einer alleinerziehenden Mutter oder Familie diskutieren, die zuhause im Homeoffice arbeitet, Kinder erzieht, bespielt und schulisch ausbildet.    

 

Während die Monate ins Land gehen, wird es für viele Menschen finanziell immer enger. Viele haben de facto Berufsverbot, weil ihr wichtiger Beitrag für die Gesellschaft nicht „systemrelevant“ ist. Die Arbeit und Dienstleitungen der Musiker, Sportler, Künstler, Einzelhändler und Gastronomen sind nichts wert, werden nicht gebraucht und können daher auch gleich abgeschafft werden? Gestern hörte ich einen Beitrag von meinem linken Ministerpräsidenten, dass man auch die gesamte Wirtschaft herunter fahren sollte. Was sich im Zusammenhang mit der „Vierten Industriellen Revolution“ schon abgezeichnet hat, dass mit fortschreitender Digitalisierung viele Arbeitsplätze wegfallen werden, wird nun wohl Realität. Der Online-Handel blüht auf. Es ist kein Wunder, dass Firmen wie Alibaba, Amazon, Netflix oder Zoom als Gewinner aus den Lockdowns hervorgegangen sind. Der Lockdown hat die Menschen gezwungen- quasi über Nacht – ihre Gewohnheiten zu ändern. Diese werden auch überwiegend beibehalten werden, wenn die Maßnahmen gelockert werden, was die Entscheidung vieler Unternehmen rechtfertigen wird, die Automatisierung zu beschleunigen. Nach einer Weile wird die Besorgnis darüber zurückgehen und die Gesellschaft wird sich an eine dauernde Minimierung menschlicher Kontakte gewöhnen. Statt ins Kino zu gehen, schauen wir Netflix, statt ins Restaurant zu gehen lassen wir liefern, mit Freunden und Arbeitskollegen spricht man online über Zoom, statt ins Fitnessstudio zu gehen, wird zuhause vor dem Fernseher trainiert. Es kann jedoch noch schlimmer kommen. Die Corona-Krise hat auch den Trend zur Online Zensur und Überwachung beschleunigt, da die Regierungen in aller Welt die Pandemie zum Vorwand genommen haben, die Rechte der Bürger zu missachten und einzuschränken. Im Rückblick werden wir Covid-19 genau wie 9/11 als Zeitpunkt definieren, an dem die Staaten neue und aufdringlichere Mittel zur Kontrolle ihrer Bürger hinzugewonnen haben.

 

Durch die Pandemie ist auch ein Sauberkeitswahn entstanden, der der Entwicklung unseres natürlichen Immunsystems diametral entgegen steht. Ohne darauf näher einzugehen wird der Gipfel dieses Wahns sein, dass wir genetisch veränderte Nahrung so herstellen, dass sie die Realität widerspiegeln. Wir verpacken sie dann auch gleich so, dass einfache Freuden wie das Riechen an einer Melone oder das Drücken einer Frucht verpönt sein und der Vergangenheit angehören werden.

 

Lassen Sie mich die düsteren Aussichten mit einer weiteren Information abschließen, die das vorhergesagte möglicherweise noch toppt. Martin Janssen, emeritierter Professor für Finanzmarktökonomie forderte in der Neuen Züricher Zeitung vom 30.10.2020 dringend einen Markt für Corona-Produkte. Danach soll das Virus zu einer Währung werden, die das zukünftige soziale Leben regelt. Ein Barbesuch – wegen des hohen Ansteckungsrisikos – brächte viele Punkte auf unser Corona Konto, ein Einkauf im Discounter würde mit wenig Punkten zu Buche schlagen. Selbstverständlich sollten man die Punkte auch über das Smartphone handeln – verkaufen - können. Ein geringes Corona Konto wären dann das Maß für gesellschaftliche Freiheiten. Sie ahnen schon, wer in den Genuss dieser Freiheiten kommt. Irgendwie erinnert das auch an CO2, aber die Diskussion darüber scheinen wir augenblicklich nicht zu brauchen, wir haben ja Corona.

 

Schluss mit den düsteren, wenn auch realen Aussichten. Seit Tausenden von Jahren lebt die Menschheit in eng verbundenen Gemeinschaften der Verantwortlichkeit. Sogar heute noch sind wir völlig aufeinander angewiesen; es ist nur weniger offensichtlich, daher scheint es, als müssten wir das nicht. In kleineren Stammesnetzwerken mussten wir direkter rechenschaftspflichtig sein, da wir nicht einfach aus dem Blickfeld verschwinden konnten, wie wir es heute tun. Jeder hatte einen Zweck und eine Funktion, deren Fehlen umgehend spürbar war. Jeder von uns war wesentlich für das Ganze. Auf diese Weise wurde man in einem Netzwerk der Zugehörigkeit nicht nur mit anderen Menschen, sondern auch mit der übermenschlichen Natur „gehalten“. Die Verflechtung aller Dinge war die Regel innerhalb jedes Landes, für die wir implizit verantwortlich waren. Derzeit untersuche ich und werde es in einem neuen Essay veröffentlichen, ob und seit wieviel Jahrtausenden die Menschheit schon in genossenschaftlichen Strukturen gelebt hat und seit wann uns das verloren gegangen ist.

 

Heutzutage sind die Handelswege komplex und meist ziemlich vom Austausch von Hand zu Hand entfernt, wie ich oben schon erwähnt hatte. Dennoch gibt es Erinnerungen an alte Zeiten, weshalb wir uns zum Beispiel an handgefertigtem Handwerk und Antiquitäten erfreuen. „Bares für Wahres“ feiert im ZDF Einschaltquoten. Heute ist es jedoch die Norm, dass ich den Hersteller meiner Möbel, Schuhe oder Schaufel nicht kenne. Auch nicht der Dosensuppe, die ich aus dem Marktregal nehme. Weniger persönliche Intimität unter uns und mehr psychische Nähe in der virtuellen Realität führen zu Isolation und zu noch wenigeren der notwendigen Interaktionen, die wir für wahres Wohlbefinden und Gedeihen brauchen.

 

Obwohl wir immer noch in verbundenen Netzwerken leben, haben Technologie und massive Bevölkerungsexplosionen es uns ermöglicht, mit weniger Direktheit und Verantwortlichkeit zu leben. Da die wirtschaftlichen Kanäle so vielfältig und von unseren unmittelbaren Überlebensbedürfnissen recht entfernt sind, sind wir uns oftmals dessen nicht gewahr, von wem wir abhängig sind. Diese Seinsweise hat es uns sogar ermöglicht, auf den Gedanken zu kommen, dass wir einander wenig bis nichts schulden.

 

Doch es gibt immer noch Alternativen. Es gilt sich genossenschaftlich mit größtmöglicher Staatsferne in selbstbestimmter und selbstverantwortender Weise zu organisieren. Beginnend mit kleinen Genossenschaften in Familienverbünden, die untereinander kooperieren wird eine Genossenschaftsunion aufgebaut, die alle Teile des gesellschaftlichen Lebens widerspiegelt. Es gibt Ärzte- und Apothekergenossenschaften, landwirtschaftliche Genossenschaften, die Lebensmittel - keine Nahrung – erzeugen, wir haben Wohnungs- und Energiegenossenschaften und soziale Genossenschaften für Kunst und Kultur. Es gibt in Deutschland ca. 8.200 Genossenschaften, 20 Millionen Menschen gehören diesen Genossenschaften an. In der genossen-schaftlichen Kooperation arbeiten noch wenige, aber wir werden mehr. Lassen sie uns weiter daran arbeiten. Wenn das zuerst zu einer Gemeinschaft neben dem Staat im Staat führt, dann soll das so sein. Irgendwann haben wir sie alle und dann ist der Staat eine Genossenschaft.

 

 

Herzliche Grüße und bleiben Sie genossenschaftlich kooperativ                           

  

 

 

Olaf Haubold

Januar 2021

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