Donnerstag, 23. August 2018

Werden die Genossenschaften beim Wohnungsmangel vergessen?

Kommunale Grundstücke sollten vorrangig an genossenschaftliche Initiativen vergeben werden.   

In Deutschland fehlt günstiger Wohnraum. Das ist keine Neuigkeit. Kein Tag vergeht, ohne das nicht über das Wohnungsthema berichtet wird. So unlängst in der 45-minütigen Dokumentation „Teurer Wohnen“ des ZDF (Frontal 21) zur besten Sendezeit. „Alle reden von Miethaien, von dem Mangel an Sozialwohnungen und dem notwendigen Engagement des Staates“, sagt Genossenschaftsexperte und Vorstand der Cooperative Consulting eG, Olaf Haubold. Die Zahlen sprechen für sich: Waren es im Jahr 2002 noch rd. 2,6 Mio. Wohnungen mit Preisbindung, verringerte sich die Zahl bis zum Jahr 2016 auf nur noch rd. 1,3 Mio. Wohnungen. „Angeblich müssten jetzt jährlich 8 – 10 Mrd. Euro im Sozialwohnungsbau aufgewendet werden“, so Haubold.

„Auch in unserem Amtsbezirk befinden sich unter der armen, ausgesogenen Bevölkerung Giftpflanzen, Wucherer, welche sich ein Geschäft daraus machen, die Not
ihrer Mitmenschen in herzlosester Weise auszunützen. Wie das gierige Raubtier auf das gehetzte und abgemattete Wild, so stürzen sich die gewissenlosen und habgierigen Blutsauger auf die hilfsbedürftigen und ihnen gegenüber wehrlosen Landleute, deren Unerfahrenheit und Not ausbeutend, um sich allmählich in den Besitz ihres ganzen Vermögens zu setzen. Eine Familie nach der anderen wird zugrunde gerichtet,“ so lässt sich die Situation treffend beschreiben, meint der Genossenschaftsberater Olaf Haubold.

„Was sagen die Wohnungsgenossenschaften dazu? Was sagt deren Spitzenverband, der GdW, Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. in Berlin? “ meint der Vorstand der Cooperative Consulting eG. Danach soll der Wohnungsbau für „Investoren interessant gemacht werden“. Doch löst das das Problem? „Mitnichten“, ist sich Genossenschaftsexperte Olaf Haubold sicher. Kein Wort zu den Wohnungsgenossenschaften, deren Satzungszweck unisono lautet: „Zweck der Genossenschaft ist die Bereitstellung von sozial verträglichem Wohnraum für Ihre Mitglieder.“ Das tun zwar die meisten der 2.100 Wohnungsgenossenschaften und sind damit zu nahezu 100 % ausgelastet. Doch das reiche nicht. Gibt es neue Initiativen? Wenig, in den Ballungsräumen ist der Bauplatz teuer und wird von renditeträchtigen Eigentumsprojekten beansprucht.

Was sollte, was muss getan werden?
„Kommunale Grundstücke, auch Industriebrache sollten vorrangig an genossenschaftliche Initiativen vergeben werden. Hier hat der Staat nicht nach dem Höchstpreisgebot zu verfahren, sondern die soziale Aufgabe und das Gemeinwohl als Handlungsgrundlage zu wählen“, beschreibt Genossenschaftsgründer Olaf Haubold einen möglichen Ausweg. Die Bereitstellung von zinslosen Darlehen und Bürgschaften über die KfW für genossenschaftliche Wohnbauprojekte wären von Vorteil und ohne Probleme darstellbar. „Die Sicherheit für die Nutzer von genossenschaftlichen Eigentum nach dem Identitätsprinzip, nachdem das Mitglied zugleich Unternehmer und Kunde seiner Genossenschaft ist, bringt hier auch entscheidende Vorteile gegenüber dem Sozialwohnungsbau. Ist dort die Preisbindung ausgelaufen, unterliegen die Wohnungen der Spekulation und die Mieter der Willkür der neuen Eigentümer“, so Haubold abschließend.  

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